FAMILIE UND BERUF

Die Hölle? Ja, schon ein bisschen, aber, wenn ich ehrlich bin eine wirklich schöne.

Schon während meiner Schulzeit sagte mein bester Freund: „Wenn du mal Familie hast, kochst du noch für alle und schmeißt nebenher ein Unternehmen.“

Text: Bärbel Dangel

FAMILIE UND BERUF

Genau das mache ich jetzt, und ich kannte meine Grenzen noch nie so genau wie heute. Ich liebe meinen Job, mein Kind, meinen Freund und mein Hobby. Ich konnte noch nie wirklich gut Privates von Geschäftlichem trennen und mache alles aus vollem Herzen.

Als mein Sohn auf die Welt kam, war klar: Er bleibt bei mir. Ich wollte alles haben. Mein Kind aufwachsen sehen und weiter arbeiten. Cosmo war ab der zweiten Woche mit im Büro und hatte auch hier ein Bettchen und eine Spielecke. Von Anfang an hielt ich wieder Präsentationen, dann halt mit Baby im Tragetuch.



Jeder meiner Kollegen hilft uns dabei und schnappt sich das Kind mal für einen Mittagsspaziergang oder wenn ein wichtiges Telefonat ansteht, zieht Cosmo mit den Spielsachen einfach zu Michaela oder Yannick ins Büro um.



Warum das geht? Weil wir uns immer gegenseitig helfen. Jeder ist für jeden da, egal ob im Job oder privat.

Manchmal verwirrt unser Konzept auch:

Mütter gehören mit Kaffee in der Hand auf den Spielplatz und sollen sich über den Windelinhalt ihrer Kinder unterhalten und nicht über werbliche Visionen für Unternehmen?

Warum denn das? Sind Frauen, wenn sie ein Kind bekommen haben, plötzlich nicht mehr gut in ihrem Beruf? Ist es nicht das Gegenteil? Gehen uns nicht jedes Jahr unzählige Fachleute verloren, weil sie Mutter werden (gilt natürlich auch für die Väter, die zur Kindererziehung zu Hause bleiben)? Sollte man das nicht dringend in den Griff bekommen?

Klar, jeder braucht sein eigenes Konzept (Mutter wie Vater). Möchte ich weiter arbeiten? Möchte ich mein Kind in eine Betreuung geben, oder nicht?

In dem jeweiligen Konzept sollte man nichts aufgeben müssen.

Kommt so nicht das Kind zu kurz oder die Arbeit oder man selbst? Ich würde sagen, nein. Es beinhaltet sicher viel Planung und man kann nicht alles so machen, wie man es sich vorstellt und alleine geht es schon gar nicht.
Aber mit 4zig habe ich mir meine moderne Großfamilie geschaffen. Es muss alles möglich sein und man darf sich auf nichts versteifen. Nach einer schlaflosen Nacht, die Konzeptionen zu machen, die, die Endverbraucher nach Luft schnappen lassen, ist nicht möglich, aber eine gute Konzeption unter Zeitdruck zu machen, ist auch nach einer durchgeschlafenen Nacht nicht optimal.

Unsere Art zu arbeiten, erleichterte mir meinen Alltag als Mutter und Geschäftsführerin.


Ich bin immer ehrlich, plane ordentlich, überlasse nichts dem Zufall, habe wundervolle Kollegen und Kunden, die ich schätze und jeder macht bei uns genau das, was er am besten kann oder wofür er Zeit hat.

In unserer Großfamilie habe nicht nur ich Platz für mich und das Kind, sondern jeder individuell für sich und seine Bedürfnisse. Das ganze braucht – wie gesagt – eine gute Planung, aber da jeder wahrgenommen und bedacht wird, ist auch jeder bereit, ein Teil dieser Großfamilie zu sein.

Dadurch ist es auch in schwierigen Situationen möglich alles so aufzuteilen , dass wir professionell arbeiten können. Vielleicht sogar noch professioneller, denn bei uns ist alles durchdacht und sinnvoll aufgebaut.

Da wir unsere Kreationen handwerklich perfekt aufbauen, ist nichts dem Zufall überlassen. Keine Idee ist nur eine Stichflamme, jede Idee hat eine gute Basis.

In Summe ist meine Form der Arbeit also nur durch gute Arbeit, Zusammenhalt und Ehrlichkeit möglich. Aber ist sie dadurch schlechter oder beeinträchtigt? Ich würde sagen, nein, absolut das Gegenteil.

In meiner eigenen Arbeit bin ich deutlich effektiver.

Ich würde behaupten: Meine Arbeit ist besser geworden, seit ich Mutter bin.

Ist das immer einfach? Nein. Es gibt Tage da ist es das wirklich nicht, aber dann fängt mich das Verständnis meiner Kunden und Kollegen immer wieder auf und motiviert mich weiterzumachen und besser zu werden.



Was sind die Tricks für eine Arbeit mit Kind:

  • wirklich genaue Planung, nur so kann ich flexibel bleiben
  • nichts auf den letzten Drücker machen
  • Geduld mit dem Kind, aber auch mit sich selbst haben, dann funktioniert es oft von allein
  • dem Kind auch mal etwas zutrauen, die sind oft selbstständiger, als man glaubt
  • Zu allen ehrlich sein: Kind, Kunde und Kollegen
  • Man muss sich helfen lassen
  • Habt den Mut dazu auch mal etwas falsch zu machen und lernt dann daraus
  • Ruhig bleiben, auch kleine Schritte führen zum Erfolg
Klar geht das nicht mit jedem Beruf, aber sicher mit vielen und ganz sicher geht das nicht alleine, es müssen alle mitmachen und unterstützen. Aber das ist es wert. Wir sollten beginnen, umzudenken und vielleicht den ein oder anderen Job neu definieren.
Frei nach dem Motto lieber habe ich weniger von dir, aber das weniger ist es immer noch wert.

Da ich noch nie in eine Schublade gepasst habe und schon immer alles versuche möglich zu machen, starte ich ein gesellschaftliches Experiment. Geschäftsfrau und Kleinkind.
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